Geschichte

Erste Treffen von sangesfreudigen Damen und Herren fanden schon sehr früh statt; in den Jahren 1954 bis 1958 gab es eine Gesangsgruppe unter Leitung des Lehrers  Wilhelm Schleif, der einen Chor zur Pflege der Kirchenmusik betreute. Leider gab es im Anschluss eine lange Pause, bis sich dann in einer kleinen Runde, unter der Leitung der Organistin Christine von Peter einige Sangesfreudige schon ab März 1983 mehr oder weniger regelmäßig donnerstags um 19.oo Uhr im Gemeindesaal am Kirchhof trafen. Man sang zur eigenen Freude und für den Gottesdienst.

Die Initiative dazu ging nicht von Pfarramt und Kirchenvorstand aus. Sicherlich wäre die Bezeichnung „Kirchenchor“ zu diesem Zeitpunkt noch übertrieben gewesen. Nach einer Pause von Anfang 1985 bis Herbst 1986 trafen sich erneut Sängerinnen und Sänger und belebten die etwas eingeschlafene Singgemeinschaft wieder, dieses Mal unter der Leitung der Studentin Bettina Gütschow.

bild_01

Als PetriChor traten sie erstmalig im November 1985 während einer Abendmusik auf. Von diesem Zeitpunkt an ging es mit der Singgemeinschaft PetriChor kontinuierlich bergauf. Ab und zu traf man sich zu einer Chorfreizeit im Jugendheim der Stadt Göttingen, denn der Gesang kann nirgends so effektiv und wirkungsvoll verbessert werden, wie in einer „Langzeitprobe“.

bild-04

Die drei Damen im Kreis gehören zu den Gründungsmitgliedern und singen auch heute noch im Chor mit. Dazu gratulieren wir recht herzlich: Giesela Grüneklee (oben), Brunhild Heinemann (links) und Waltraud Hermann (rechts). Bettina Gütschow befindet sich auf dem Bild links in der Mitte, oben links „die Männer“.

bwv84

a
Auch erste eigene Konzerte wurden veranstaltet und schon damals gab es ein interessantes und anspruchsvolles Programm. Erarbeitet und vorgetragen wurden z.B. am 15. März 1987 „Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz“ von Augustin Pfleger sowie „Ich bin vergnügt mit meinem Glücke“ von Johann Sebastian Bach und „Weichet nur, betrübte Schatten“ von ebenjenem am 24. Mai 1987 mit Gästen aus Hann. Münden.

Die Zeit der jungen Chorleiterin ging im Herbst 1988 zu Ende. Die Universitätsstadt Göttingen ist für viele eine Durchgangsstation und auch Bettina Gütschow verließ den Chor und Göttingen. Es fand trotzdem ein nahtloser Übergang statt. Damals war Elizabeth Henking-van Horne in der Gemeinde als Organistin tätig und übernahm die Chorleitung, hielt den Chor zusammen und baute ihn weiter auf.

e_henking

Der Schwerpunkt der Chorarbeit lag weiter im freien Singen und in der Begleitung der Gottesdienste; es war ein richtiger Kirchenchor und nichts trifft diese Chorarbeit besser, als ein Spruch von Martin Luther:

Singen ist eine feine edle Kunst und Übung.
Singen hat nichts mit der Welt und nichts mit der Streitsucht zu tun.
Wer singt, der sorgt nicht viel. Er schlägt alle Sorgen aus und ist guter Dinge.

Frau Henking-van Horne konnte mit ihrer Chorarbeit zufrieden sein; die Sängerzahl wuchs ebenso wie die musikalische Qualität des Chores. Es gelang ihr, als ihre Zeit im PetriChor vorüber war, einen kompetenten Nachfolger zu finden, der nicht nur in ihre Fußstapfen trat, sondern den Chor auch deutlich vergrößern konnte: 1991 legte sie die Chorarbeit in die Hände von Norbert Bernholt.

bild-06

Aus dem kleinen Weender Kirchenchor entwickelte sich unter Bernholts Leitung der heute bekannte große PetriChor. Hinzu kam das Kammerorchester Weende, das für jedes Konzert eigens aus Künstlern der Region zusammengestellt wurde. Der Chor entwickelte sich nun über die Grenzen der Weender Kirchengemeinde hinaus. Ein Konstrukt wie den Kirchenkreisverband 5KiNO gab es seinerzeit noch nicht, der Chor nahm die Entwicklung deshalb gewissermaßen vorweg. Er wirkte ökumenisch, zum einen in Bezug auf die Religionszugehörigkeit der Sängerinnen und Sänger, zum anderen durch die Orte seiner Auftritte: die evangelischen Kirchen St. Petri Weende und St. Marien, aber auch die katholische Kirche St. Michael in der Göttinger Innenstadt waren oft Spielorte des PetriChores. Hinzu kamen diakonische Auftritte in vielen Seniorenheimen und Stiften Göttingens. Auch an Veranstaltungen in der Weender Festhalle und bei Weender Kulturtagen beteiligte sich der PetriChor, der sich langsam vom reinen Kirchenchor zum Konzertchor entwickelte.

Die logische Folge war, dass die  finanzielle Basis vergrößert werden musste und ein Förderverein gegründet wurde. Mit Datum 15.02.1999  wurde der „Förderverein für kulturelle Gemeindearbeit in St.Petri-Weende e.V.“ als steuerbegünstigter Verein ins Vereinsregister eingetragen. Norbert Bernholt,  Freimund Pankow und Dr. Gottfried Merzyn bildeten den ersten Vorstand. Mehr und mehr traten größere Konzerte in den Mittelpunkt.

bild-05

Es entstand ein Repertoire vielfältiger Komponisten, manches davon war Neu- oder Wiederentdeckung. Dazu gehören unter anderem: Carl Heinrich Graun mit seiner Passionskantate „Der Tod Jesu“ und sein Weihnachtsoratorium; das „Stabat Mater“ von Josef Gabriel Rheinberger; Heinrich Schütz: Musikalische Exequien; E.T.A. Hoffmann: Ein Künstlerportrait; die Messe in G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart (die sogenannte „Pastoralmesse“); Lobgesänge von Marc-Antoine Charpentier, Johann Adolph Hasse und Michael Haydn; Dietrich Buxtehude: „Membra Jesu nostri“; Philipp Emanuel Bach: „Die Israeliten in der Wüste“; Gottfried August Homilius: Passionsoratorium „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“; etliche Kantaten von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy; das „Requiem“ von Jan Dismas Zelenka; das „Magnificat“ von Antonio Vivaldi und viele mehr.

Oft gab es dabei Einführungen in das jeweilige Werk. Zu Gioachino Rossinis „Petite Messe Solennelle“ wurden dem Publikum erstmals sogar kulinarische Überraschungen dargeboten. Inzwischen findet jedes Jahr in Kooperation mit Slow Food Göttingen ein kulinarisches Konzert statt.

Ein umfangreiches und anspruchsvolles Konzertprogramm strahlte nach Göttingen hinein und fand auch in den Medien ein wohlwollendes Echo. Neben dem großen Chor mit seinen inzwischen 50 Sängerinnen und Sängern baute Norbert Bernholt einen Kammerchor auf, der – schon ganz im Zeichen der Regionalisierung – auch gern in der Klosterkirche in Nikolausberg sang.

plakat_2011-12-06Zum 31. August 2011 verließ Norbert Bernholt nach 20 Jahren aus familiären Gründen den Chor und Göttingen, mit dem neuen Ziel: Lüneburg – einer Stadt, die kirchenmusikalisch ebenfalls viel zu bieten hat. Zu seinem Nachfolger wurde Ende 2011 Antonius Adamske ernannt, der zuvor mehrheitlich von den Chormitgliedern gewählt worden war. Das Einstandskonzert und damit die programmatische Ausrichtung bestand aus vier Bachkantaten: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“, „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“, „Mein Herze schwimmt im Blut“ und „Widerstehe doch der Sünde“.

Im Zuge des Chorleiterwechsels musste auch der Vorstand neu gewählt werden, weil Norbert Bernholt nicht nur Chorleiter, sondern auch der Vorsitzende des Fördervereines war. Am 12.01.2012 wurden als neue Vorstandsmitglieder Friedrich Kofahl, Freimund Pankow und Gilve Schöler eingetragen.
a
konzert_mit_antoniusBeim Probenwochenende im romanischen Kloster Volkenroda bei Mühlhausen wurde ein Grundstein für die zukünftige Arbeit von Antonius Adamske mit dem Chor gelegt – ein Wochenende im Kloster ist nun jedes Jahr die Möglichkeit, für alle SängerInnen einen
gemeinsamen Klang zu finden. Weitere Konzerte folgten: Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns und die „Messe de Minuite“ von Marc-Antoine Charpentier, Felix Mendelsohn Bartholdys Oratorium „Lauda Sion“ und Mozarts „Missa brevis KV 49“. Besondere Herausforderungen waren die  große „Brockespassion“ von Gottfried Heinrich Stölzel und das doppelchörige Oratorium „Solomon“ von Georg Friedrich Händel. Insbesondere die beiden letztgenannten Werke wären nicht möglich geworden, hätte sich der Chor nicht deutlich weiter entwickelt und verbessert, was einerseits durch eine neue, motivierende Chorarbeit und andererseits auch durch eine gezielte Stimmbildung ermöglicht wurde.

plakat_louis_spohr_mittelgrossEs entspricht dem gestiegenen Anspruch, dass inzwischen auch die verpflichteten Orchester aus professionellen Musikern bestehen, die am Gelingen der Konzerte wesentlichen Anteil haben.  In dem Zusammenhang möchten wir vor allem die schöne Zusammenarbeit mit dem „Göttinger Barock Orchester“, dem Barockorchester „Musica Affettuosa Borussica Potsdam“ und dem „Göttinger Symphonie Orchester“ loben.

Am 24. Februar 2015 fand eine Mitgliederversammlung statt, in der der ursprüngliche Förderverein in einen „Betriebsverein“ umgewandelt wurde. Seit dem Tag heißt er PetriChor-Weende e.V. Hintergrund war der erhöhte Organisationsaufwand, denn die Konzerte wurden viel arbeitsintensiver, anspruchsvoller, aber auch teurer. Mit Datum vom 25.03.2015 wurden der neue PetriChor-Weende e.V. ins Vereinsregister und gleichzeitig der neue Vorstand eingetragen, der aus folgenden 3 Vorstandsmitgliedern bestand: Heinz-Günter Möller, Ursula Lüthje und Christine Kofahl.

Anerkannte Orchesterensembles begleiten nunmehr regelmäßig den Chor. Unabhängig davon steht der Chor zu seinem Grundgedanken: wir sind ein Kirchenchor  und wir singen weiterhin im Gottesdienst.

2017-01-15-gd-einf-mk-1Antonius Adamske verabschiedete sich im Jahr 2016 mit zwei großen oratorischen Konzerten mit dem Göttinger Symphonie Orchester aus dem PetriChor und aus Göttingen, denn er hatte die Stadt Basel in der Schweiz als seinen neuen Lebensmittelpunkt gewählt. Unter seiner Leitung wurden im Mai 2016 ein Programm mit Mendelssohns Lobgesang und im November 2016 ein Konzert mit dem Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr aufgeführt. Im letztgenannten Konzert wurde der Taktstock symbolisch an den derzeitigen Chorleiter Martin Kohlmann übergeben, den der PetriChor zuvor mehrheitlich als seinen neuen künstlerischen Leiter gewählt hatte. Am 15.01.2017 wurde Martin Kohlmann feierlich im Rahmen eines Gottesdienstes als Mitarbeiter in die St. Petri-Kirchengemeinde aufgenommen.

Erstellt von Heinz-Günter Möller, in Zusammenarbeit von Hans-Joachim Grüneklee, Bettina Gütschow, Pastor Niemeyer, Martin Kohlmann, Archiv St.Petri. (Stand Januar 2017)